Hilfe, mein Hund wurde gebissen!

…über den Umgang mit Konflikten unter Hunden

Die meisten Hundebegegnungen verlaufen weitgehend friedlich und Auseinandersetzungen bewegen sich in der Regel in einem akzeptablen Rahmen, schließlich sind Hunde Meister im Deeskalieren.

Wir Menschen sind oft nicht sensibilisiert auf die feinen Konflikt- und Stresssignale von Hunden, so dass wir förmlich überrascht werden, wenn es doch zu einem größeren Streit zwischen Artgenossen kommt. Damit das nicht passiert, sollten wir Hundehalter uns dem – zwar unangenehmen – aber wichtigen Konfliktthema widmen und uns vorbereiten. Diese wichtigen Regeln gilt es bei Hundebegegnungen zu beachten:

1. Vorbereitung: Körpersprache lernen!

Um Konflikte frühzeitig zu erkennen, ist es unerlässlich, sich mit der Köpersprache des Hundes auseinander zu setzen. Lernen Sie die feinen körpersprachlichen Signale der Hunde kennen und so Ihren Hund lesen, um einzuschätzen, wann es für ihn zu viel wird! Denn… Konflikte entstehen nicht aus dem Nichts und sind in den meisten Fällen mit einem geschulten Auge bereits früh zu erkennen!

2. Proaktiv agieren

Wenn man mit seinem Vierbeiner auf andere Hunde trifft, sei es beim Spaziergang, beim Betreten einer Hundezone oder bei einem Treffen mit bekannten Hundehaltern, sollte man sich stets bewusst sein, dass es zu Konflikten kommen kann. Achten Sie darauf, Ihren Hund nicht (unbewusst) in unangenehme Situationen zu bringen. Nicht jeder Hund liebt jeden seiner Artgenossen und selbst zunächst freundschaftliche Kontakte können unter gewissen Umständen in Auseinandersetzungen enden.
Damit das erst gar nicht passiert, ist die wichtigste Strategie, vorausschauend zu handeln. Gehen Sie nicht geradlinig auf fremde Hunde zu sondern bringen Sie Ihrem Hund von Anfang an bei, anderen Hunden höflich in einen Bogen zu begegnen und  lassen Sie nur Kontakt zu anderen Hunden zu, wenn es für beide Hunde und Hundehalter passt.
Kommunizieren Sie klar mit anderen Hundehaltern und nehmen Sie ebenfalls Rücksicht auf deren Wünsche.

Warten Sie nicht, bis ein Streit eskaliert
Sobald Sie das Gefühl haben, dass eine Situation eskalieren könnte, reagieren Sie. Wichtig hierbei: Intervenieren Sie so positiv wie nur möglich und vermeiden Sie Stress oder Strafen wie Hunde anbrüllen oder ähnliches, die die Situation aufheizen könnten. Animieren Sie die Hunde, auseinanderzugehen, rufen Sie die Hunde durch die jeweiligen Hundehalter ab, vergrößern Sie den Abstand (kurzfristiges Verlassen der Hundezone, sich von der Spaziergehgruppe einige Meter entfernen, etc.).

Tipp: Trainieren Sie den Rückruf unter Ablenkung von Artgenossen! Ein sicherer Rückruf kann Beißvorfälle verhindern!

Typische Konfliktsituationen sind:

  • Verteidigung von Spielzeug oder Futter
  • Zu wildes und zu langes Spielen, das in einem Konflikt endet
  • Hetzspiele mit kleineren Artgenossen
  • Gruppendynamiken bei mehreren Hunden
  • Hundebesuch bei Fremden
  • Ein neuer Hund stößt zu einer Hundegruppe

Ausweichen!
Wenn Sie auf Artgenossen treffen, bei denen Sie sich nicht sicher sind, ob es zu einem Konflikt kommt, weichen Sie aus! Wechseln Sie frühzeitig die Straßenseite, gehen Sie nicht in die Hundezone und lassen Sie sich nicht von anderen Hundehaltern, zu einem Nachkontakt, der Ihnen unpassend erscheint überreden.

Achten Sie auf das Wohlbefinden ALLER Hunde!

Tipp für Hundezonen:
Wenn Sie zu einer Hundezone kommen, gehen Sie nicht sofort hinein sondern sehen Sie sich die Dynamik in der Zone von außen in Ruhe an und entscheiden Sie dann, ob diese für Ihren Hund passend ist.

3. Während einer Auseinandersetzung

Kommt es zu doch einer Auseinandersetzung zwischen Hunden, gibt es keine Pauschalrezepte, wie diese zu lösen sind. Die gute Nachricht: die meisten Konflikte enden nicht blutig. Viele Keilereien sehen zwar schlimm aus, enden aber nach kurzer Zeit ohne Verletzungen. In vielen Fällen reicht es, wenn sich die Menschen aus der Situation wegbewegen, so dass die Hunde ihren Menschen folgen.

Leider gibt es aber  eben doch auch Auseinandersetzungen oder Vorfälle, bei denen die Situation nicht so glimpflich endet. Eskaliert ein Konflikt, ist oberstes Gebot Ruhe zu bewahren!
Sprechen Sie sich mit dem anderen Hundehalter, wenn möglich ab, um gemeinsam koordiniert agieren zu können.
Falls Sie eingreifen müssen, tun Sie das nur, wenn Gefahr für einen der Hunde droht! Sobald Sie sich in die Szene bewegen, riskieren Sie ebenfalls gebissen zu werden!

Richtig Trennen:
Achten Sie beim Trennen darauf, so wenig Reiß und Schüttelbewegungen wie möglich zu machen. Die Hunde einfach auseinanderzureißen führt oft  dazu, dass die Wunden noch größer werden. Optimaler weise kann man beide Hunde so fixieren, dass man sie vorsichtig voneinander lösen kann.

4. Nach der Auseinandersetzung

Sichern!
Nach einer Auseinandersetzung sichern Sie beide Hunde gut ab, so dass beide voneinander getrennt bleiben und der Streit nicht weiter fortgesetzt werden kann.

Schimpfen Sie nicht mit den Hunden und vermeiden Sie Streitereien mit dem anderen Hundehalter. Im Nachhinein einen Streit zu schlichten funktioniert leider nicht.

Kontrollieren Sie, ob einer der Hunde verletzt sein könnte. Bedenken Sie: Viele Hunde bluten kurz nach der Auseinandersetzung nicht und der Blutfluss setzt erst einige Zeit später ein.
Bissverletzungen gehören unbedingt von einem Tierarzt behandelt!

Positiv beenden!
Versuchen Sie, die Situation so positiv wie möglich zu beenden. Machen Sie, vorausgesetzt der Gesundheitszustand des Hundes lässt das zu, zum Beispiel ein Leckerchensuchspiel, geben Sie Ihrem Hund seine Lieblingsleckerchen, laufen Sie mit Ihrem Hund um die Wette, machen Sie ihm zu Hause einen Kong mit ausgefallen guter Füllung.
Je mehr positive Erfahrungen der Hund nach einer mitunter traumatischen Auseinandersetzung erlebt, desto weniger stark wird das Erlebte abgespeichert.

 

Jeder Sozialkontakt hinterlässt seine Spuren. Insbesondere negative Erlebnisse können dazu führen, dass der Hund sich bei zukünftigen Sozialkontakten anders verhält. Insbesondere kurz nach einer Auseinandersetzung kann es sein, dass Ihr Hund sich völlig anders verhält als zuvor und möglicherweise reizbarer oder ängstlicher ist!

 

Es liegt in unserer Verantwortung, unsere, sowie fremde Hunde vor ernsthaften Auseinandersetzungen zu schützen! Eine gute Vorbereitung ist ein wichtiger Schritt dafür!

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