Hunde hochheben? Ist das ok?

Kaum ein Thema wird unter HundehalterInnen so emotional geführt wie diese Frage: Ist es ok, einen Hund in schwierigen Situationen hochzuheben?

Sei es bei Hundebegegnungen, auf frequentierten Strecken, auf verkehrsreichen Straßen oder einfach nur weil der Hund müde ist: Nicht selten werden HundehalterInnen, die ihren Hund aus solchen Gründen hochheben, belehrt oder gar beschimpft, so etwas dürfe man nicht machen. Zusätzlich ranken sich Mythen darüber, welchen Schaden Hunde auf dem Arm nehmen würden. Sprüche wie „Sie fühlen sich am Arm stärker“, „Am Arm verstärke man die Angst“ und „So lernt er es nie“, kennen die meisten (Klein-)HundehalterInnen nur zu gut.

Argumente für das Hochheben

Zuallererst die Argumente, die dafür sprechen, den Hund mittels Hochheben in diversen Alltagssituationen zu unterstützen:

  • Viele Hunde kennen aus ihren Welpentagen das Getragenwerden und fühlen sich, wenn es richtig gemacht wurde, am Arm sicher. Wenn sich der Hund dort oben wohlfühlt, spricht also an und für sich nichts dagegen, dem Hund diese Freude zu bereiten.
  • Unangenehme Situationen können durch das Hochheben für den Hund vermieden oder zumindest angenehmer gestaltet werden (größere Distanz = mehr Sicherheit).
  • Gerade im Beinchaos von stark besuchten Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln kann man den Hund im Arm vor unabsichtlichen Fußtritten schützen.
  • Zusammengefasst lässt sich also sagen:  Den Hund auf den Arm zu nehmen ist eine Möglichkeit, dem Hund Schutz zu bieten, eine Hauptaufgabe jeder HundehalterIn!

Worauf ist zu achten

  • Bei Hundebegegnungen stets aufpassen, dass der andere Hund nicht zum eigenen Hund hochspringt. Mache die anderen HundehalterInnen darauf aufmerksam, dass Du einen Hund im Arm trägst und dreh Dich weg vom anderen Hund, so bemerkt dieser im besten Fall Deinen Hund im Arm überhaupt nicht. 
  • Den Hund nicht in Situationen zwingen. Gerade auf dem Arm sind uns unsere Hunde vollkommen ausgeliefert. Schütze Deinen Hund vor fremden Menschen und fremden Hunden und gehe stets einen Bogen um sie.
  • Achte auf die Körpersprache Deines Hundes und weiche bereits bei den ersten Anzeichen von Stress schwierigen Situationen aus.

Argumente gegen das Hochheben

  • Der Hund will gar nicht getragen werden. Viele Hunde werden getragen ob sie nun wollen oder nicht. Das Hochheben sollte nur dann passieren, wenn es dem Hund tatsächlich angenehm ist und ihm hilft.
  • Plötzliches Hochreißen: Hunde empfinden unangekündigtes oder ruckartiges Hochheben als unangenehm. Dies kann soweit führen, dass er in vielen Situationen in ständiger Furcht vor dem unberechenbaren Griff von oben lebt.
  • Das Tragen ist keine Alternative zu einer aktiven Bewältigungsstrategie. Achte von Anfang an auf viele positive Kontakte mit anderen Hunden und übt, einen Bogen um fremde Hunde zu laufen.

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Ängste ernst nehmen

Falls ein anderer Hund oder der Hundehalter Angst vor fremden Hunden hat, ist dies erstmal zu respektieren. Möglicherweise hat die andere Person unangenehme Erfahrungen gemacht. Nehmt auf jeden Fall Rücksicht auf andere Hund-Mensch-Teams. Lass Deinen Hund nicht ungefragt zu anderen Hunden laufen und gehe gegebenenfalls einen Bogen. Auch wenn Ängste manchmal unbegründet sind, es wurde noch niemand „therapiert“ indem man ihn mit seinen Ängsten zwangskonfrontiert.

6 Regeln für das Tragen am Arm

  1. Kein Zwangskuscheln! Nur tragen, wenn der Hund das tatsächlich auch will.
  2. Kein plötzliches Hochreißen – das Hochheben immer ankündigen und anbieten. Vorausschauend spazieren gehen und frühzeitig agieren.
  3. Das Tragen regelmäßig in entspannten Situationen üben.
  4. Nicht frontal auf andere Hunde zugehen.
  5. Am Arm ist eine Sicherheitszone – kein Begrüßen am Arm durch Mensch oder Hund!
  6. Achtung bei Hundebegegnungen – wegdrehen, so dass der andere Hund euch nicht anspringt.

Selbstverständlich sollten wir unsere Hunde so oft wie möglich die Umwelt am Boden erkunden und einfach „Hund sein“ lassen.

Das Hochheben alleine ist keine Verhaltenstherapie. Sollte ein Hund Probleme bei Hunde- oder Menschenbegegnungen haben, wendet euch an erfahrene HundetrainerInnen, die euch helfen, eurem Hund wieder positive Erfahrungen mit Artgenossen zu ermöglichen.
Ein solches Training findet unter kontrollierten Bedingungen in einem geschützten Rahmen statt, sodass ihr und euer Hund sich dabei wohlfühlt.

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