Gütesiegel Tierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in

Wer in Österreich das freie Gewerbe des Hundetrainers/der Hundetrainerin ausüben möchte, benötigt eigentlich keinerlei Qualifikation. Um HundehalterInnen daher eine Orientierungshilfe bei der Auswahl einer guten Hundeschule zu ermöglichen, wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (u.a. auch zuständig für Tiergesundheit und Tierschutz) ein Gütesiegel für HundetrainerInnen ins Leben gerufen. Gleichzeitig soll so die Qualität der Hundeausbildung in Österreich stark verbessert werden. Das ist auch dringend notwendig. Grundlage für das Siegel bildet die ‚Verordnung des Bundesministers für Gesundheit hinsichtlich näherer Bestimmungen über die tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden‚ von 2012 (2. Abschnitt). Die ersten 54 HundetrainerInnen haben im Februar 2014 von Bundesminister Alois Stöger das neue Siegel überreicht bekommen.

Wer erhält das Siegel?

Staatliches Gütesiegel Tierschutzqualifizierte HundetrainerinTierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in dürfen sich nur jene Personen nennen, die (neben weiteren Vorraussetzungen) eine zweiteilige Prüfung der Koordinierungsstelle am Messerli Forschungsinstitut an der Veterinärmedizinischen Universität Wien bestanden haben. Der erste Teil der Prüfung besteht dabei aus einem theoretischen Test mit den vier Abschnitten Veterinärmedizin, Ethologie und Verhalten, Ausbildung und Kognition sowie Recht und Mensch-Tier-Beziehung. Besteht die KandidatIn den Test, muss er/sie im zweiten Prüfungsteil vier praktische Aufgabenstellungen meistern und sich dabei der Beurteilung einer aus drei Sachverständigen bestehenden Prüfungskommission unterziehen. Für ein Bestehen des Praxisteils muss diese alle vier Aufgaben einstimmig positiv bewerten.
Für die Zulassung zur Prüfung müssen mindestens zwei Jahre praktische Erfahrung in der Arbeit mit Hunden (nach den Grundsätzen des § 2 der oben angeführten Verordnung) nachgewiesen werden, eine umfassende Ausbildung wird nicht explizit gefordert.

Laufende Qualitätskontrollen

Die bestandene Prüfung berechtigt die Führung des Titels „tierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in“ für vier Jahre, verpflichtet allerdings auch zu mindestens 40 Fortbildungsstunden alle 2 Jahre. Zudem sollen Vor-Ort-Kontrollen die Einhaltung der rechtlichen Vorschriften sicherstellen. Dazu zählt unter anderem, dass die Hundeausbildung auf dem Prinzip der „positiven Verstärkung“ basieren muss (gilt für alle HundetrainerInnen, auch für jene ohne Gütesiegel). Sofern keine Aberkennungsgründe vorliegen, kann einer Verlängerung der Lizenz für weitere 4 Jahre stattgegeben werden.

Ersten staatlich geprüften HundetrainerInnen weltweit

Das Interesse für die Qualifikation ist seit Beginn weg groß, im Februar 2014 wurde den ersten 54 HundetrainerInnen vom damaligen Bundesminister Alois Stöger das Gütesiegel verliehen. Den feierlichen Rahmen bildete die Veterinärmedizinische Universität Wien, wo sich auch der Sitz der Koordinierungsstelle befindet. Die Durchfallquote lag Angaben zufolge bei 30 Prozent. Für die zahlreichen österreichischen TierhalterInnen hat das Gütesiegel große Bedeutung, die Bekanntheit könnte allerdings noch ausgebaut werden. Handelt es sich doch um das erste staatliche Siegel für HundetrainerInnen weltweit!

Was verspricht das Siegel den österreichischen HundehalterInnen und kann es das auch halten?

Tierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in ÜberblickHäufig wenden sich HundehalterInnen bei Bedarf einfach direkt an die nächstgelegene Hundeschule, ohne vorher Informationen über deren Qualifikation einzuholen. Einige holen sich zumindest Empfehlungen im Bekanntenkreis oder tauschen online ihre Erfahrungen zu spezifischen Ausbildungstätten oder TrainerInnen aus. Fragen zum Erkennen einer guten Hundeschule sowie Berichte über schlechte Erfahrungen sind im Internet regelmäßig anzutreffen.

Durch das freiwillige Gütesiegel möchte der Gesetzgeber den österreichischen HundehalterInnen nun einerseits die Suche nach einem qualifizierten Trainingsangebot erleichtern, langfristig aber auch die Qualität der Hundeausbildung in Österreich erhöhen. Um ersteres Ziel (Hilfe bei der Suche) zu erreichen, sollte vor allem der Bekanntheitsgrad des Gütesiegels erhöht werden. Um letzteres Ziel (Qualität der HundetrainerInnen) zu erreichen, sollte das Gütesiegel auch in Zukunft stetig weiterentwickelt werden, die Vorgaben dem Stand der Wissenschaft entsprechend aktuell gehalten und der Standard in Zukunft angehoben werden. Nach einem Gespräch auf der PetExpo 2013 mit Karl Weissenbacher, Leiter der Koordinierungsstelle am Messerli Institut, ist eine solche Anhebung mittelfristig auch geplant. Die Qualität des Gütesiegels wird auch wesentlich von den Vor-Ort-Kontrollen auf Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen abhängen. Bei einer einmaligen Prüfung kann ein Verstellen der KandidatIn vermutlich nicht immer ausgeschlossen werden. Hier bieten Nachkontrollen und die sehr eindeutig geschriebene Verordnung über die tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden eine gute Möglichkeit, die Qualität des Siegels zu sichern, wenn diese entsprechend gewissenhaft durchgeführt werden.

Weitere Orientierungsalternativen

Grundsetzlich ist das Gütesiegel „Tierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in“ eine einzigartige Orientierungshilfe, auf die man in Österreich bei der Wahl einer HundetrainerIn definitiv achten sollte. Damit kann man ein gewisses Qualitätsniveau einer Hundeschule sicherstellen. Denn: „Schwarze Schafe“, also TrainerInnen und Hundeschulen welche fehlende Qualifikation mit der Brechstange ersetzen, gibt es leider in Österreich weiterhin genug.

Wer sich mit seinem Vierbeiner in guten, qualifizierten Händen wissen möchte, kann auch auf Netzwerke wie Trainieren Statt Dominieren, Gewaltfreies Hundetraining, Association for Force Free Pet Professionals oder Verzeichnisse von anerkannten Ausbildungsanbietern zur HundetrainerIn wie CumCane, Animal Learn oder Turid Rugaas‘ International Dog Trainer zurückgreifen (um nur einige zu nennen). Alle eben genannten Beispiele garantieren die Anwendung moderner, gewaltfreier Trainingsmethoden durch umfassend fachlich ausgebildete HundetrainerInnen. Bereits bestehende Orientierungshilfen vermitteln eine gewaltfreie, tierschutzkonforme Ausbildung von Hunden (Auswahl)

Möchte man die Suche anders herum angehen gilt für HundebesitzerInnen weiterhin: Geografisch in Frage kommende Hundeschulen/TrainerInnen genau auf ihre Qualifikationen hin untersuchen und die jeweilige(n) Ausbildung(en) recherchieren. So kann man sich ein Bild davon machen, ob dem vierbeinigen Familienmitglied dort eine adequate Ausbildug nach modernen Standards geboten wird.

Als erste Orientierungshilfe kann und sollte man definitiv auf das staatliche Gütesiegel „Tierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in“ achten. Mit dem großen Ansturm von Seiten der HundetrainerInnen hat sich das Gütesiegel in Österreich mittlerweile als Standard etabliert und bildet bereits einen wichtigen Indikator für qualifizierte und tierschutzgerechte Hundeausbildung in Österreich.

Alle Tierschutzqualifizierten HundetrainerInnen sind auf der Website der Koordinierungsstelle am Messerli Institut öffentlich aufgelistet.

OTS, BMG, Messerli Forschungsinstitut

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2 comments on “Gütesiegel Tierschutzqualifizierte/r Hundetrainer/in
  1. Augustin Friedl sagt:

    Bitte um Info, wann der nächste Kurs für eine Tierschutzqualizierung läuft .
    Herzlichen Dank
    Augustin Friedl

    • Hannes sagt:

      Lieber Augustin,
      Kurse bieten wir oder die Koordinierungsstelle dazu leider keine. Jede gute, fundierte Hundetrainer-Ausbildung sollte den Prüfungsstoff jedoch abdecken. Alle Infos zu den Prüfungsinhalten gibt es auf der Homepage des Messerli Instituts: http://www.vetmeduni.ac.at/hundetrainer/
      Bei weiteren Fragen helfen wir gerne weiter!
      Liebe Grüße, Hannes