Wie lernt mein Hund „Aus“?

TeddyFür unsere Hunde ist es nicht immer so leicht, sich in der Menschenwelt zurechtzufinden. Ein Konfliktpunkt: Ressourcen. Was darf der Hund in den Mund nehmen und was nicht?

Und insbesondere: Was tu ich wenn der Hund doch mal etwas „Verbotenes“ genommen hat.
Hunde nehmen gerne Dinge in den Mund und sie tun es gewiss nicht weil sie „unerzogen“ sind, sondern weil Dinge in den Mund zu nehmen, darauf zu kauen und sie auch mal zu zerreissen zum Hund-sein dazu gehört. Deswegen ist es auch wichtig, diesem Bedürfnis nachzukommen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, dies auszuleben.

Wolfgang stiehlt eine Packung Frolic

Erwischt!

Natürlich sind nicht alle menschlichen Dinge hierfür geeignet und deswegen ist es eben auch wichtig, dass sie lernen, Dinge wieder auszugeben.
Gerade in Konflikten um Ressourcen wie den teuren Schuh, den Braten vom Tisch, etc, tendieren wir Menschen dazu, die Ressource verständlicherweise dem Hund schnellstmöglich aus dem Maul zu reißen.
Leider ist diese Vorgehensweise nicht selten der Grund für spätere Aggressionsprobleme, der sogenannten Ressourcenverteidigung.

Was lernt der Hund bei dieser Vorgehensweise?
Der Hund lernt: Menschen nehmen mir meine Sachen weg.

Teddy verteidigt Ressourcen und landete ins Tierheim

Leider enden viele Konflikte so: der Hund landet im Tierheim. Teddy, der Rottweiler hatte gelernt, dass er sein Spielzeug verteidigen muss.

Wozu kann das führen?
Es gibt zwei Möglichkeiten:

Manchen Hunden ist das egal und sie lassen sich mit der Zeit Dinge anstandslos aus dem Maul nehmen.
Manche Hunde wiederum, gerade solche, denen die „erworbene“ Ressource sehr wichtig ist, entwickeln Strategien, um sich dem, aus ihrer Sicht, „Diebstahl“ des Menschens zu entziehen: sie beginnen, diese zu verteidigen.
Leider empfehlen noch immer viele Trainer, diesen Konflikt auszutragen und sich durchzusetzen. Oft lernen die Hunde dadurch zwar sich von einzelnen Personen Dinge anstandslos abnehmen zu lassen, vor dritten Personen wird dann aber häufig umso heftiger verteidigt. Gerade für kleine Kinder im Haushalt oder Besucher kann das gefährlich werden!

Man kann dem Hund beibringen, Objekte wieder auszugeben ohne einen unnötigen Konflikt herbeizuführen: Teilen lernen!
Ein Signal fürs Hergeben
:

Ein positiv aufgebautes Signal dafür signalisiert dem Hund: Wenn ich das gefundene Objekt ausgebe, passiert mir nichts – ich bekomme sogar etwas dafür!

Werner aus 2 Werner aus 1

Der Hund lernt: Wenn mir ein Mensch nahe kommt, kommt etwas Gutes!

Wie baut man das auf?

1. Schritt: Der Hund hat ein Spielzeug/Kaumaterial/Futter: Der Mensch nähert sich und wirft dem Hund eine hochwertige Belohnung hin (zb ein anderes Spielzeug oder Futter).
Der Hund bekommt also sogar etwas zusätzlich Gutes, ohne seinen Schatz hergeben zu müssen.
Mehrfach in verschiedenen Situationen wiederholen.

2. Schritt: Sobald der Hund bereits Freude beim Annähern des Menschen zeigt und das Objekt loslässt (in der Erwartung seiner Belohnung), belohnen Sie ihn großzügig für sein freiwilliges „Aus“. Das kann ein Spiel sein, eine Leckerchensuche, etc…

3. Schritt: Annäherung an den Hund und Kommando geben (zb „Gib her“, „Aus“, etc). Sobald der Hund ausspuckt: Hochwertig belohnen!
Diesen Schritt in verschiedensten Situationen üben!

4. Schritt: Annäherung an den Hund, Kommando geben, belohnen und das Objekt kurz anfassen. Hund belohnen, Objekt zurückgeben.

5. Schritt: Annäherung an den Hund, Kommando geben, belohnen, Objekt hochnehmen, hochwertig belohnen, Objekt zurückgeben.

6. Schritt: Annäherung an den Hund, Kommando geben, belohnen, Objekt einpacken und dem Hund etwas gleichwertiges oder sogar höherwertiges geben.

7. Schritt: mit verschiedenen Ressourcen üben.

Ein gut aufgebautes „Aus“ ist  nicht nur ein praktisches Kommando sondern hilft, Ressourcenverteidigung erst gar nicht entstehen zu lassen!

Anmerkung: dieser Aufbau gilt für unauffällige Hunde! Haben Sie bereits ein Problem, kontaktieren Sie bitte eine qualifizierte HundetrainerIn.

 

Verwendete Schlagwörter: , ,
One comment on “Wie lernt mein Hund „Aus“?
  1. Silvia Watzek sagt:

    Sehr gute, detaillierte Beschreibung! So hat auch meine taube, mittlerweile 14,5 Jahre alte Bine gelernt, essbares liegenzulassen, sogar in die Wiese geworfene Knochen bei unseren Grillplätzen.